Allgemein Fundstücke

Die Liebe und die Putzmacherin –

oder, wie es im französischen Original heißt: „L’amour et la modiste!“ Dieser Roman von Hervé Lauwick begeisterte 1926 die Leserschaft so sehr, dass es sogar eine zweite Auflage gab. Das jedenfalls vermeldet der Umschlag, der wohl eine Szene im Putzsalon darstellen soll: Madame probiert einen Hut auf, eine junge Frau mit weißer Schürze steht daneben, eine andere positioniert den großen Spiegel. Das Bild wirkt erstaunlicher Weise eher kindlich und dem Thema weniger angemessen, aber – abwarten.

Umschlagbild des Buches "L'Amour et la Modiste" von Hervé Lauwick 1926
Umschlagbild des Buches „L’Amour et la Modiste“ von Hervé Lauwick 1926

Der Autor, Hervé Lauwick, lebte von 1891 bis 1975 und wird im französischen Wikipedia als „un écrivain français de livres d’humour“ beschrieben, also ein Autor humorvoller Bücher – wobei es schwierig ist, diesen Begriff adäquat zu übersetzen. Er begeisterte sich für Autos, Motorräder und die Fliegerei, schrieb für Zeitschriften, machte Werbung und schrieb Bücher. Genauer gesagt: Viele Bücher. Wikipedia listet allein 41 Stück, darunter je vier zum Thema Auto und zum Thema Flugzeug. Die „Bibliothèque Nationale“ kommt sogar auf 57 Werke. Die Putzmacherei scheint aber keines seiner zentralen Themen gewesen zu sein, es gibt hier nur ein Werk, und der gemeinsame Nenner zu anderen Werken dürfte hier die Liebe, l’amour gewesen sein.

Porträt des Autors Hervé Lauwick
Porträt des Autors Hervé Lauwick

Zum Inhalt fasse ich mich kurz. Der Erzähler – ein Schriftsteller – lernt einen reichen älteren Herrn (M. Saint-Pol) kennen, der ihn einlädt, ihn zu besuchen und eines seiner sozialen Experimente zu beobachten. Der Erzähler willgt ein, und es stellt sich heraus, dass es um die Vorhersage einer Liebesbeziehung geht. Saint-Pol hat sich in der Provinz einen Hutsalon gekauft, dem er als Chef vorsteht. Im Geschäft arbeiten drei Frauen und drei Männer – und jetzt auch als Buchhalter unser Schriftsteller.

Titelseite der Zeitschrift "Le petit Écho de la Mode" vom 18.07.1926: Les Chapeaux à la Mode
Hutmode aus dem Jahr 1926

In seinem „wissenschaftlichen Experiment“ versucht Saint-Pol nun, eine Liebesbeziehung zwischen der ersten Putzmacherin und einem Angestellten zustande kommen zu lassen. Es entspinnt sich ein Verwirrspiel, die Manipulation gelingt nicht, und das ganze „Experiment“ wird ad absurdum geführt. Am Ende hat Saint-Pol viel Geld ausgegeben, nichts erreicht – und muss sich jetzt ernsthaft um die Führung des Geschäftes kümmern, während seine „Spielfiguren“ – die Putzmacherin, der Erzähler und einige weitere Personen – abreisen.

Detail mit Marktsbesuch aus der Zeitschrift "Le petit Écho de la Mode" vom 14.03.1926
Auf dem Markt – Detail aus „Le petit Écho de la Mode“ vom 14.03.1926

Wer jetzt auf eine Leseempfehlung wartet – wartet.

© Copyright Anno Stockem 2024

Literarische Bearbeitungen der Putzmacherei:

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