Konflikte sind im Berufsleben allgegenwärtig, ja, sie gehören zum Berufsbild des Managers, dessen soziale Funktion darin besteht, „den Konflikt zu suchen, von falsch erscheinenden Stellen abzuziehen, an der richtigen Stelle zu zünden und auszubeuten, bis sich seine Energie verbraucht hat“. So die Theorie, das Zitat ist, wenn ich es richtig weiß, von Dirk Becker (aus dem Einladungsflyer zu den X-Organisationen 2007).
Mit Konflikten bin auch ich immer wieder konfrontiert – nach obiger Definition völlig zu recht -, und ich versuche oft zunächst eine Verortung. Bin ich als Entscheidungsträger gefragt mit der Option, das „Entweder – Oder“ zu bestimmen, oder geht es um eine vermittelnde Rolle, die ein Abwägen zwischen dem „Weder-noch“ bzw. „Sowohl-als auch“ beinhaltet? Wer sich klar seiner jeweiligen Rolle bewusst ist, hat es leichter – und kann umso mehr von den 10 praktischen Tipps profitieren, die ich dem Buch von Fritz B. Simon „Einführung in die Systemtheorie des Konflikts“ entnehme und hier gekürzt paraphrasiere:
1. Wenn Sie in einen Konflikt geraten und impulsiv agieren möchten – lassen Sie’s. Zählen Sie bis 100, oder tum Sie erst mal gar nichts.
2. Inhalts- und Bezugsebene sind im Konfliktfall oft nicht klar getrent. Beim „Sach“-Konflikt bemühen Sie sich um eine Trennung beider Ebenen, machen Sie deutlich, dass Sie die Angelegenheit nicht persönlich nehmen!
3. Wenn es um persönliche Dinge geht, sorgen Sie dafür, dass Ihr Gegenüber ein sachliches Interesse dafür entwickelt, den Konflikt zu beenden. Zeigen Sie, wie Sie ihm helfen können, auf der Sachebene zu gewinnen.
4. Wenn der Konflikt bereits eskaliert, prüfen, Sie, ob Sie überhaupt gewinnen können, und gehen Sie dabei von „worst-case-Szenarien“ aus.
5. Wenn der Verlauf der Eskalation nicht vorhersehbar ist, steigen Sie lieber vorher aus. Das wird zwar möglicherweise als Schwäche gedeutet, lohnt sich aber trotzdem: der Aufwand für diesen Konflikt bleibt gering, das Risiko ebenfalls.
6. Wenn die Eskalation zu teuer wird oder absehbar zu einem Patt führt, bemühen Sie sich um einen – auch von der Gegenseite akzeptierten – Vermittler.
7. Wenn Sie als „Dritter“ in einen fremden Konflikt hineingezogen werden und gleichzeitig qua Hierarchie den Konflikt auch beenden könnten, dann sollten Sie das auch unbedingt tun.
8. Wenn Sie (nur) Berater sind, auchten Sie auf Ihre Neutralität und belassen Sie die Verantwortung für den Fortschritt des Prozesses bei den Konfliktparteien.
9. Wenn Sie als Berater eigene Lösungsideen haben, stellen Sie diese „unauffällig“ zur Verfügung, zum Beispiel durch entsprechende Fragen an die Konfliktparteien.
10. Die Lösung eines Konfliktes ist selten perfekt – streben Sie lieber eine langfristig tragfähige, pragmatische Lösung an!
Das Buch von Fritz Simon kann ich nur wärmstens empfehlen, es ist nicht nur „theoretisch“, sondern eben auch eine wunderbar pragmatische Betrachtung des Themas!