Im „Sunlight-Buch für das Hutmachen“ finden wir einen „Unterrichtskurs im Putzmachen“. Einmal mehr werden hier Hutmachen und Putzmachen gleich gesetzt; diesmal kommt das Beispiel aus der Schweiz. Dort nämlich entstand in den 20er-30er Jahren dieser Unterrichtskurs, der zwölf Lektionen mit jeweils 32 Seiten Text (mit Bildern) und einem kartonierten Umschlag umfasste. Vielleicht wurde aber einfach auch die unten abgebildete praktische Sammelmappe erst später konzipiert? Im Text selbst wurde die Hutmacherei nicht mehr erwähnt. Selbstverständlich findet sich Werbung der Seifenfabrik Sunlight an vielen Stellen, namentlich für das Waschmittel „Lux“ sowie das Putz- und Reinigungsmittel „Vim“, das es auch heute noch gibt.
Die Hefte sind leider nicht datiert, vom Stil her dürften sie aber aus der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre kommen. Über das herausgebende „Sunlight-Institut für Haushaltungskunde Olten“ selbst gibt es erstaunlich wenig Informationen. Leonie Meier hat 2018 in den Oltner Neujahrsblätter eine interessante Recherche zum Sunlight-Institut veröffentlicht, aber auch keine genauen Informationen über Beginn und Ende des Instituts finden können. Ihre Recherche, die ich oben verlinkt habe, ist aber in jedem Fall eine lohnenswerte Lektüre.
Die Hefte konnten über ein Coupon-System bestellt werden. Der Schrift von Leonie Meier habe ich die folgende Abbildung entnommen:
Das bedeutet, dass es für einen kompletten Kurs von 12 Lektionen 144 Coupons bedurfte, eine beträchtliche Menge! Es gab eine ganze Reihe von Sunlight-Kursen, die immer mal wieder antiquarisch auftauchen, z.B. das „Sunlight-Buch für das Kleidermachen“, das „Sunlight-Buch für Haushaltungskunde“ oder das „Sunlight-Buch Erziehung“ (in drei Bänden!).
Die Einleitung des „Unterrichtskurs im Putzmachen“ steigt gleich in das Thema ein:
„“Hutmachen“, sagt die vielbeschäftigte Hausfrau, „das ist doch nichts für mich! Ich habe eine Schar Kinder und muss dafür sorgen, dass jedes sauber und ganz gekleidet ist.“
Sunlight-Institut, Das Putzmachen, Lektion 1, S. 3
Der Einwand wird natürlich dadurch entkräftet, dass die Hausfrau eben sowieso genug Stoffreste usw. besitzt, um sich für wenig Geld und mit den entsprechenden Kenntnissen einen neuen Hut zu machen. Das Institut schränkt dann ein:
„Selbstverständlich handelt es sich hier nicht darum, berufsmässige Modistinnen auszubilden. Unsere Lektionen haben den Zweck, auf einfache, leicht fassliche Art das Putzmachen für den Hausgebrauch zu lehren. Dabei ist junge Mädchen und Frauen immerhin Gelegenheit geboten, de interessanten und schwierigen Seiten dieses Berufes kennen zu lernen. Ohne Zweifel werden diese Lektionen auch zum besseren Verständnis und zur richtigen Einschätzung der Arbeit der Berufsmodistin führen.“
Sunlight-Institut, Das Putzmachen, Lektion 1, S. 3
Nach „Putzmachen“ und „Hutmachen“ kommt jetzt auch noch die „Modistin“ ins Spiel. Jetzt sind also alle beisammen, Putzmacherin, Hutmacherin, Modistin, und es kann endlich losgehen.
Der Kurs beinhaltet interessanter Weise mehr als nur das Hutmachen und setzt eigentlich das traditionelle Verständnis von Putzmacherei fort, das bis ins 19. Jahrhundert auch die Herstellung von Feinwäsche und weiteren „Putzsachen“ beinhaltete. In der ersten Lektion wird z.B. die Anfertigung einer Arbeitsschürze und einer Aermelschürze behandelt, wohl auch, um wichtige Stichtechniken zu erlernen. Die Nummern zwei bis sieben widmen sich dann ausschließlich dem Hut, in Lektion acht gibt es auch Abschnitte zur Herren-Kravatte und zu Lederarbeiten (Lederkissen, Ledertasche); Nummer neun ist wieder weitgehend auf den Hut bezogen. Das wars dann aber auch, die Lektionen zehn bis zwölf behandeln dann das Formenstricken, das Häkeln bis hin zu Lampenschirmen, Photographiealbum und Bastkörbchen. Putzmacherin, Hutmacherin, Modistin – das waren für das Sunlight-Institut wohl dehnbare Begriffe…
Eine Ähnlichkeit zu gewissen Hutformen ist diesem Lampenschirm sicher nicht abzusprechen …
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