Putzmacherei und Putzmacherin

Hüte für Schule und Pensionat im Sommer 1922

Spezielle Hüte? Zugegeben, ich habe etwas gerätselt, was mit „Chapeaux Speciaux Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes & Pensions“ gemeint war. Das lag nicht an den vier verschiedenen Schrifttypen, sondern an der direkten Verbindung von „Uniform“ und „Pension“. Die Kombination verweist auf Schulbekleidung bzw. Kleidung für Internate und Pensionate. Offensichtlich war der Markt dafür so bedeutend, dass sich für den Hersteller ein eigener Prospekt lohnte.

Titelblatt eines Prospektes: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922
Titelblatt eines Prospektes: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922

Interessant sind die Abbildungen der verschiedenen Werkstätten, oder besser gesagt: Arbeitsschritte der Hutproduktion. Es sind mehr, als für die „Pensionatshüte“ notwendig wären, die offensichtlich primär aus Stroh bestanden; das wird bei den Bildern der verschiedenen Hutmodelle weiter unten deutlich. Und auch Hutfedern waren wohl auch kaum Bestandteil einer Schul- oder Pensionatsuniform.

Übersicht der Tätigkeiten einer "Fabrique de Chapeaux". Aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922
Übersicht der Tätigkeiten einer „Fabrique de Chapeaux“.

Bei der Abbildung des Nähateliers sind sehr schön die speziellen Hutnähmaschinen zu erkennen; interessanter Weise haben die Arbeiterinnen dort völlig andere Lampen als in dem Atelier, in dem Federn hergestellt wurden. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Kombination von Gewerken oft vorkam; die Produktion von Federn erforderte eine ganz andere Handfertigkeit und Kompetenz.

Abbildung "Fabrique de Chapeaux - Atelier de Couture". Aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922
Abbildung "Atelier de la Fabrique de Plumes". Aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922

Färben, Aprettieren, Pressen usw. wurden ausschließlich von Männern durchgeführt. Bei den hydraulischen Pressen erkennt man gut die Antriebsriemen, durch die die einzelnen Maschinen angetrieben wurden. Muss einen Höllenlärm gemacht haben …

Abbildung "Presses Hydrauliques et Bichons". Aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922
Abbildung "Fabrique de Chapeaux - Salle d'Apprêtage". Aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922
Abbildung "Atelier de Teinture". Aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922
Abbildung "Fabrique de Chapeaux - un coin des pedales". Aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922

Die würdigen Herren im letzten Bild oben dürften die Chefs (Eigentümer? Fabrikdirektoren?) gewesen sein, so jedenfalls meine Phantasie. Habitus und Kleidung sprechen eine deutliche Sprache.

Übersicht über 30 Hutmodelle aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922
Übersicht über 30 Hutmodelle der Fabrik

Die Hüte selbst werden auf den Innenseiten des Prospektes präsentiert, insgesamt 30 unterschiedliche Modelle. Die Zahl der Models – nun, liebe Lesende, viel Spaß beim Suchen und Vergleichen! Vermutlich handelte es sich um Arbeiterinnen aus der Fabrik. Manche haben es sogar mit einem Lächeln versucht!

Hutmodelle (1) aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922
Hutmodelle (2) aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922
Hutmodelle (3) aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922
Hutmodelle (4) aus einem Prospekt: Chapeaux Spéciaux, Fabriqués dans nos Ateliers pour Uniformes et Pensions, Eté 1922

Leider ließ sich nicht herausfinden, um welche Hutfabrik es sich handelte. Der Einrichtung nach dürfte es sich um ein kleineres Etablissement gehandelt haben. Es gab zwar ein eingetragenes Firmenzeichen, mit Löwe und Abkürzung AB, aber das reicht halt nicht, um den Namen herauszufinden. Auch der Ort bleibt unklar, da im Firmensignet „Lyon Paris St.Etienne“ genannt wird. Rätsel über Rätsel. Aber sonst würde es ja auch weniger Spaß machen.

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