Was machte man im frühen 19. Jahrhundert in privater Gesellschaft? Es gab natürlich Gespräche, Musik – und Spiele. Gesellschaftsspiele erfreuten sich einer großen Beliebtheit. Natürlich geht es immer um das Gewinnen (und Verlieren), oft wird gewettet oder um einen Einsatz gespielt, Geld oder einen Pfand usw.
Auf einem Trödelmarkt konnte ich kürzlich 20 Karten erwerben, die Teil eines 24-teiligen Sets gewesen und 1818 erschienen sind. Die Titelvignette und das Titelschild waren vermutlich auf dem Etui aufgeklebt; ich habe sie hier auf die Rückseite einer der Karten aufgelegt.
Meinen Recherchen zufolge – die zur Überarbeitung dieses Beitrags geführt haben – handelt es sich wohl um Spielstrafen; wer in einem Spiel verloren hatte, musste die bezeichneten Aufgaben verrichten. Damit erschließt sich auch die Gestaltung als „Kartenspiel“; vermutlich wurde nach dem Spiel dann eine Karte gezogen, die dann auszuführen war. Das erklärt auch die Heiterkeit und Ausgelassenheit der dargestellten Personen.
Einen interessanten Überblick habe ich dem folgenden Werk entnommen: E. Rolland: Rîmes et Jeux de l’Enfance. Les Litteratures Populaires de toutes les Nations. Tome XIV. Maisonneuve et Cie, Paris 1883. Zum entspannten und genüßlichen Nachlesen habe ich die entsprechenden Seiten (das Werk gibt es online bei Berose – Encyclopédie internationale des histoires de l’anthropologie) kopiert, sie können unter dem folgenden Link heruntergeladen werden: Gages et Pénitences de Jeux.
Die Stiche sind sparsam koloriert und wirken sehr natürlich. Modisch entsprechen sie genau der Zeit. Die Damen tragen sparsam verzierte Kleider; der Kopfputz ist vielfältig und besteht zum Teil aus einfachem Haarschmuck mit Bändern oder Blumen, zum Teil aus kleinen Hüten, die mit Blumen, Bändern und Federn geschmückt sind. Bei den Herren dominiert der Frack, man sieht auch die Redingote und teils Kniebundhosen, teils lange Hosen.
Zum Verleger gibt es einen ausführlichen Text mit dem treffenden Titel Augustin Legrand, un pionnier inconnu du livre jeunesse. In diesem ausführlichen Dossier arbeite der Autor Jacques Desse intensiv daran, Licht in Leben und Werk von Augustin Legrand zu bringen. Ich meine, es ist ihm gelungen…
Aus: Petits Jeux de Societé – Passe-tems du bel-Age. Augustin Legrand 1818
Aus: Petits Jeux de Societé – Passe-tems du bel-Age. Augustin Legrand 1818
Aus: Petits Jeux de Societé – Passe-tems du bel-Age. Augustin Legr
Aus: Petits Jeux de Societé – Passe-tems du bel-Age. Augustin Legrand 1818
Aus: Petits Jeux de Societé – Passe-tems du bel-Age. Augustin Legrand 1818
Aus: Petits Jeux de Societé – Passe-tems du bel-Age. Augustin Legrand 1818
Aus: Petits Jeux de Societé – Passe-tems du bel-Age. Augustin Legrand 1818
Aus: Petits Jeux de Societé – Passe-tems du bel-Age. Augustin Legrand 1818
Aus: Petits Jeux de Societé – Passe-tems du bel-Age. Augustin Legrand 1818
Die nach heutiger Auffassung oft falsche Rechtschreibung habe ich absichtlich belassen, z.B. „Passe-tems“ statt „Passe-temps“.
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Ein wunderbares Ratespiel sind diese Spiel-Karten: Welche Regeln gelten wohl? Was sagen die Namen der Spiele? Trotz vollständiger Kleidung in neuster Mode ahnt man echte Party-Burner mit durchaus anzüglicher Note.