Allgemein Putzmacherei und Putzmacherin

Die Putzmacherin Helene Rasehorn

Im Jahr 1912 begann Helene Rasehorn ihre Lehrzeit als Putz-Lehrmädchen im Putzgeschäft Hildebrandt und Bröker in Ballenstedt. Das wissen wir, weil ihr Neffe, Wolfgang Rasehorn, ein kleines Büchlein mit dem Titel „Die Putzmacherin – Erinnerungen“ 1997 veröffentlicht hat. Das interessierte mich natürlich.

Titel des Buches "Die Putzmacherin - Erinnerungen" von Wolfgang Rasehorn
Titel des Buches „Die Putzmacherin – Erinnerungen“ von Wolfgang Rasehorn

Die Putzmacherei kommt allerdings in diesem Büchlein nur am Anfang vor. Helene Rasehorn, geboren 1897, begann am 1. Februar 1912 ihre Lehre, die sie im November 1914 erfolgreich beendete. Ab Februar 1915 arbeitete sie dann als Putzzuarbeiterin bei A. Jandorf & Co. in Berlin. Ihre Berufstätigkeit dort war allerdings nur von kurzer Dauer. Der Vater starb im März, und sie kehrte ins elterliche Haus zurück, um ihrer Mutter im Betrieb zu helfen; die Familie bewirtschaftete eine Mühle. Nach dem Krieg (1919) verlobte sie sich; zu mehr kam es aber nicht, weil sie für die Heirat ihre Mutter hätte verlassen müssen, da der potenzielle Ehemann berufsmäßig anderswo gebunden war. Das kam für sie offensichtlich nicht in Frage; sie blieb für den Rest des Lebens – sie wurde 80 Jahre alt – unverheiratet.

Die Putzmacherin Helene Rasehorn um 1915
Die Putzmacherin Helene Rasehorn um 1915

Helene Rasehorn blieb für ihren Neffen, den sie wohl entscheidend prägte und erzog, „Putzmacherin“; der erlernte Beruf strahlte möglicherweise noch auf die Haltung, den Habitus aus; sonst hätte er das Buch wohl nicht so betitelt.

Rasehorns erster Arbeitgeber, Adolf Jandorf, gehörte zu den großen Warenhausbesitzern jener Zeit; auch das heute noch bekannte „Kaufhaus des Westens“ (KaDeWe) wurde von ihm gegründet. Ihr Arbeitsplatz war in Berlin-Charlottenburg, in einem prächtigen Bau, der auch nach teilweiser Zerstörung im Krieg später noch als Kaufhaus genutzt wurde.

Bild des Kaufhauses von A. Jandrich in Berlin Charlottenburg, Wilmersdorfer Straße
Bild des Kaufhauses von A. Jandrich in Berlin Charlottenburg, Wilmersdorfer Straße

Was bleibt? Vielleicht die typische Geschichte eines jungen Mädchens der Jahrhundertwende, das als einzige Tochter eines Müllers – es gab noch 7 Brüder – eine solide Lehre macht. Als es dann richtig losgehen soll mit dem Beruf, mit dem Leben, in Berlin, der großen Stadt – da ruft die Familie sie zurück, und den Rest ihrer Lebenszeit bleibt sie die unverheiratete Tante, die sich um alle und alles kümmert. Zitat aus dem Buch von Wolfgang Rasehorn zu ihrer Rückkehr 1915: „Mit Sicherheit wäre ihne diese Entscheidung ihr Leben anders verlaufen und wahrscheinlich auch glücklicher.“ So scheint es.

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