Die „Stances à une Marchande de Modes“ fand ich im „Almanach des Muses“, der 1783 bei Delalaine (dem Älteren) in Paris erschien.
Solche Almanache waren im 18. Jahrhundert sehr beliebt; sie enthielten einen Kalenderteil sowie ein Potpourri anderer Texte, ja nach Ausrichtung und Geschmack. Hier handelte es sich um einen Musenalmanach – und das bedeutete vor allen Dingen, um Gedichte in unterschiedlicher Länge und zu den verschiedensten Themen. Im vorliegenden Exemplar gab es auch noch drei Vertonungen von Gedichten sowie etliche Seiten mit Besprechungen und Ankündigungen von Neuerscheinungen.
Autor des Gedichtes (genauer: der Strophen) an eine Putzmacherin ist ein M(onsieur) de la Louptière, der von 1727 bis 1784 lebte und sich als „Poet der Champagne“ verstanden hat. So jedenfalls die ausführliche Würdigung, die wir auf einer Seite über Troyes und Umgebung finden.
De la Louptière war ein elegater Lebemann, der ein paar Bücher veröffentlichte und im „Almanach“ mit einem weiteren Werk vertreten war, einer „Eloge über das Fieber“. Für einige Monate (von April bis September 1761) war Louptière Redakteur des „Journal des Dames“, das von 1759 – 1777 erschien.
Das Gedicht an eine Putzmacherin – hier die angemessene Übersetzung von „Marchande de Modes“ – besingt die Reize einer Putzmacherin, die durch ihr Wirken aus jeder Frau eine Schönheit macht, gleichzeitig aber so attraktiv ist, dass sie den Männern (ihrer Kundinnen) komplett den Kopf verdreht. Und was soll man machen – wo die Liebe hinfällt …
Man könnte das Gedicht mit Fug und Recht als „galantes Couplet“ bezeichnen, als amüsante Reflektion über die echte und die künstliche Schönheit, bei der die ungeschminkte, natürliche, von den Grazien verliehene Schönheit den Sieg davonträgt.
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