Rose Bertin (1747-1813), zu der ich ja schon an anderer Stelle geschrieben habe (La Marchande de modes de Marie-Antoinette: Rose Bertin) wurde als Putzmacherin von Marie Antoinette berühmt. Wie kam sie eigentlich an den königlichen Hof? Wer hatte sie dort eingeführt? Seinen eigenen Erinnerungen nach war das der Coiffeur ihrer Majestät, Léonard Autié. Dessen „Souvenir“ (Souvenirs de Léonard, coiffeur de la reine Marie-Antoinette) erschienen 1838 zum ersten Mal, angeblich bewahrt und gerettet von einer nach Wien emigrierten Comtesse.
Carolin Fischer hat eine deutsche Auswahl der Erinnerungen herausgegeben und räumt in ihrem Vorwort mit dieser Legende auf (Léonard Autié: Léonard, der Coiffeur der Königin. Herausgegeben, mit einem Vorwort und Anmerkungen versehen von Carolin Fischer. Berlin 2009).
Der reale Autor war demnach Georges Touchard-Lafosse (1780-1847), der nach einer Karriere als Offizier unter Napoleon ab 1815 als Journalist und Autor arbeitete. Zudem schrieb er Romane, die – zum Teil durch seine Kenntnis historischer Texte des 18. Jahrhundert, zum Teil wohl aufgrund seines Wissens als Zeitgenosse – sehr realistisch und nah an der historischen Wirklichkeit waren bzw. zu sein schienen.
Interessanter Weise findet sich beim Eintrag von Léonard-Alexis Autié in Wikipedia noch der Verweis auf Gustave Bord: La Fin de deux légendes. L’affaire Léonard. Paris 1909. Demnach könnten die „Souvenirs“ auch von Louis-François L’Héritier stammen, oder von Étienne-Léon de Lamothe-Langon. Beide haben viele Werke veröffentlicht, bei beiden werden die „Souvenirs“ aber nicht in der Titelliste von Wikipedia geführt. Ich vemute daher, dass die Erkenntnislage von Carolin Fischer aus dem Jahr 2009 da etwas realistischer ist als die von Gustave Bord aus dem Jahr 1909.
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