Fundstücke Putzmacherei und Putzmacherin

Recollections of Mrs. Hester Taffetas, Court Milliner and Modiste

Eine weitere literarische Verarbeitung des Themas „Putzmacherin“ findet sich in folgendem Werk:

„Recollections of Mrs. Hester Taffetas, Court Milliner and Modiste, during the Reign of King George the third and his Consort Queen Charlotte. Edited by her Granddaughter. London o.J.“ (in meinem Exemplar: 1859?).

Titelbild „Recollections of Mrs. Hester Taffetas, Court Milliner and Modiste, during the Reign of King George the third and his Consort Queen Charlotte. Edited by her Granddaughter. London o.J.“

Über dieses – anonym erschienene – Werk gibt es kaum Informationen. Die Erinnerungen erschienen zunächst als Fortsetzung ab 1. August 1854 in „Eliza Cook´s Journal“, das von 1849-1854 erschien. (Eliza Cook war eine sozial und politisch engagierte Autorin und Dichterin in Großbritannien; sie lebte von 1818-1889 (Daten aus Wikipedia)). Für historisch weniger beschlagene Leser*innen: Georg III regierte von 1760-1820, zunächst als König von England und König von Irland, ab 1801 dann als König des Vereinigten Königreichs von England und Irland. Unter dem Gesichtspunkt der Mode also eine sehr lange Zeit…

Die Erzählerin – ja, es sind kurze Erzählungen – bezieht sich konkret auf die Hochzeit von Georg III mit der Prinzessin von Mecklenburg Strelitz. Sie sei zwei Jahre später Witwe geworden und habe sich dann selbständig machen wollen – in dem Beruf, in dem sie in die Lehre gegangen sei, nämlich „dressmaker (or mantua-maker, as we were termed in the good old times)“. Hier wird wieder deutlich, wie schwierig eine klare Trennung zwischen den unterschiedlichen Tätigkeiten war. Ein „Dressmaker“ umfasste Schneiderei, aber eben auch eine Tätigkeit als Putzmacherin; wichtig war ggf. die Trennung gegenüber der Näherin, die im Rang deutlich darunter stand. Hester Taffetas konnte ein „Geschäft“ übernehmen mitsamt der erfahrenen Vorarbeiterin. Da die Vorbesitzerin im Kontakt mit dem Hof war, arbeitet auch Hester Taffetas für den Adel, letztlich auch für die Königin selbst.

Aus dieser Gesellschaft berichtet sie in ihren Erinnerungen. Da geht es um unglückliche Ehen, die Schönen und Reichen, um letztlich alle die Trivia, die heute auch noch in manchen Frauenzeitschriften zu finden sind. Gleichwohl – eine gewisse Nähe zum Hof, eine intimere Kenntnis der Verhältnisse darf durchaus angenommen werden. Letztlich war die Position der Schneiderin, der Putzmacherin eine Vertrauensstelle, in der so manch intimes Gespräch geführt werden konnte.

Die ersten Seiten des Buches habe ich unten zur Lektüre abgebildet. Der Werdegang war vermutlich nicht untypisch. Interessant auf jeden Fall, dass für den Einstieg ins Geschäftsleben einerseits die Fachkenntnisse, erworben durch eine abgeschlossene Lehre, zum anderen aber der kaufmännische Akt der Geschäftsübernahme mit einer detaillierten Finanzierungsvereinbarung eine Rolle spielte.

Einigermaßen überraschend taucht eine „Mrs. Taffety“ als Mantua-Maker im Text einer „Farce“ von Hannah Cowley (1743-1809) auf. Dieses kurze Theaterstück erschien 1779, möglicherweis war also „Hester Taffetas“ das Vorbild. Die Namensähnlichkeit ist jedenfalls frappierend. Hier die Quelle: „Who’s the Dupe? A FARCE: As it is ACTED at the THEATRE-ROYAL IN DRURY-LANE. By Mrs. COWLEY, AUTHOR of the RUNAWAY, a COMEDY. LONDON: Printed for J. DODSLEY, L. DAVIS, W. OWEN, S. CROW∣DER, T. LONGMAN, T. CADELL, T. BECKET, and Messrs. CARNAN and NEWBERY. MDCCLXXIX.“

© Copyright Anno Stockem 2021

Literarische Bearbeitungen der Putzmacherei:

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